Ich weiss nicht mehr, welche Götter mich an jenem Tage lenkten, als ich Nina Hagen – Fan wurde. Es ging mächtig spirituell zu. Oh ja. Könnte jedoch auch einfach ein cooler Zufall gewesen sein.
Und das kam so:
Die erste Klassenfahrt, die man als Kind macht, fünfte oder sechste Klasse, circa 1981. Ich weiss nicht leider mehr, wo es war, jedenfalls eine Jugendherberge. Draussen gab es eine Feuerstelle, um die unsere Klasse sich abends dann und wann versammelte. Vor unserem ersten Lagerfeuerabend inspizierte ich, ohne die anderen, nachmittags schon mal die den Platz. Und was fiel mir plötzlich in die Hand? UNBEHAGEN. Das zweite NINA HAGEN-Album als Kaufcassette. Lag da im feuchten Gras herum. Hatte wohl wer vergessen, hähä.
Ich griff mir meinen Fund und vergaß die Casi für die nächsten Tage in meiner Jackentasche. Zuhause fiel mir UNBEHAGEN wieder ein und ich schob sie in meinen PHILIPS EL 3302 (kein Scherz. Hatte das Kultteil Jahre vorher von Wildrose geerbt). Was soll ich sagen. Das Teil leierte, aber ich schloss UNBEHAGEN sofort ins Herz und bin seither Fan der, hüstel hüstel, Godmother of Punk. (Haha, lässt sich wohl drüber streiten.) Diese wüste Mischung an erwachsenen Themen, kicher! Dieser von Progressiv-Fricklern gespielte Punkrock. Echt ein Erweckungserlebnis.
Wenige Jahre später trieb ein Kumpel ANGSTLOS (1983) auf. Das meines Wissens erste deutschsprachige Rap-Album, lange vor den Fantas. Unglaublich. Zwar nicht punkig, sondern funky, aber trotzdem ganz ganz wunderbar. Allein wegen „was es ist“. Ich kann „was es ist“ in- und auswendig. Könnte es Euch hier direkt vorrappen. Vielleicht eines der besten Stücke, die je geschrieben wurden. Als der gleiche Kumpel dann noch NUNSEXMONKROCK (1982) anschleppte, kniete ich echt vor Ehrfurcht nieder. Allein schon wegen „born in Xixax“. Was war DAS denn? Doom-Metal? Stoner-Rock?? Heavy wie die Hölle. Keine Ahnung, ob diese Sparten schon existiert hatten. Tja, Nina Hagen, die Godmother of Doom-Metal, haharharrrgg.
Tja so war das.
Irgendwann erschienen im Laufe der Jahrzehnte auch ein paar echte Mistplatten der schrillen Person, aber das macht nichts. Fan bin ich trotzdem. (Früher verzieh man Künstlern auch mal eine Mistplatte. Heute hingegen kreuzigen die Plattenfirmen ihre Milchkühe logischerweise gleich nach der allerersten Mistplatte, denn so will es der Kapitalismus.)
Meine Nina Hagen Sammlung:
(Für wichtig halte ich die kanonischen ersten vier LPs. Dann die Gospel-CD, die Single mit LEMMY und sehr bedeutsam: Das höchst empfehlenswerte Riesenbuch „thats why the lady is a punk“. Prima Lektüre. Das beste Buch über Nina Hagen! Nicht fehlen darf natürlich der „Farbfilm“-Song aus der DDR-Zeit.)
Die Toplist meiner Nina Hagen Lieblingslieder: