Vorwort
Die schönsten Abenteuer im Leben eines Jungen hängen oft mit Sylvesterknallern zusammen. So war?s jedenfalls bei mir als Kind. Tatsächlich, es ist ein Jungs-Ding. Zeigt mir ein Mädchen, das herumrennt und Sachen in die Luft sprengt. Die machen so was nicht. Sehe ich doch an Micromaus (bald 3) und Minimaus (bald 6). Micromaus erzählt noch heute ängstlich, beziehungsweise mit dem Stolz einer heil überstandenen Angstsituation, vom Schockerlebnis des letzten Sylvesters.
Aber genug von anderen, zurück zu mir.
erstes Kapitel:
Mit das beste, was ich von Codo (drei Jahre älter) als Kind, mit 9 oder so, keine Ahnung, an Lebensweisheiten mitbekommen habe, ist:
„Kaufe dir immer genügend Kracher und lasse sie um Himmels willen nicht alle am Sylvesterabend los! Hebe Dir welche auf, dann hast Du das ganze Jahr lang Spaß!“
So muss man?s machen. Man fand übrigens immer jemand, der uns Kindern die ersehnten Böller besorgen konnte. Der versoffene Kioskbesitzer, mit seinen total nach Zigarettenqualm schmeckenden Süßigkeiten, die wir so liebten (schauder!), welcher sein verkommenes ?Wasserhäusi?, wie man um Frankfurt herum auch sagt, ziemlich in der Nähe meines Elternhauses in Tschernovülbel betrieb, verkaufte seine Böller an Kinder. Ohne mit der Wimper zu zucken.
Seine Leber zuckte, nebenbei, übrigens irgendwann auch nicht mehr.
Der war okay, er schenkte uns auch immer super Aufkleber. Aufkleber ist der falsche Ausdruck. So riesen, riesen Werbeschilder aus PVC. Geile Dinger. Wir Kinder von Tschernovülbel schmückten unsere Kinderzimmer mit diesen überdimensionalen Werbeaufklebern, regelrechte ?Banner? von Zigarettenmarken.
Ich hatte ?Rothändle? bei mir kleben und ?West? und ?Marlboro?. Alles zugekleistert, außer natürlich unseren Lungen, doch das nur am Rande. Tabak nahmen unsere Körper nur über die stinkenden Süßigkeiten auf.
Zweites Kapitel
In Codo?s elterlichem Garten stand ein super Schuppen mit Gartengeräten, Fahrrädern und Fahrradteilen.
Eines schönen Frühlingstages stellten wir fest, dass einer unserer China-Böller geilerweise haargenau in irgend so ein Metallrohr von einem losen Fahradlenker passte. Ins andere Ende fügte sich ganz exakt -supi, supi- eine kleine Marmorkugel, mit der Codo?s Mama ein bestimmtes Blumenbeet verschönert hatte. Ein 2-Zentimeter Geschoss, welches wir direkt im Schuppen abzufeuern gedachten, hatten wir da erfunden.
Gesagt, getan, wir zündeten die Lunte und stürzten zur Schuppentür hinaus, knallten diese zu, fielen noch halb übereinander und da krachte es auch schon gänzlich ohrenbetäubend. Nicht nur einmal, denn nach der eigentlichen Explosion knallte es noch etliche Male, als die Marmorkugel überall abprallte, Blumentöpfe durchschlug und so weiter und so fort. Gottseidank hatten wir es schnell genug hinausgeschafft, haha.
Kapitel Drei
Nochwas: Codo hatte so beschissene Kriegsflugzeugmodelle, die er nicht mehr mochte, in seinem Zimmer. So Plastikbausätze von Ravel
😉
Mit einem Messer ließen diese ?Bomber? sich wunderbar bäuchlings, also am Rumpf, aufhebeln und sich buchstäblich mit kleinen Bomben füllen. Die großen Böller passten wieder einmal genau. Wir hatten aber auch immer Glück. So, Flugzeug wieder vorsichtig zukleben, Lunte herauslugen lassen und nun galt es, das Dachflächenfenster von Codo?s Kinderzimmer zu öffnen und die Lunte zu zünden, den Flieger dann aber genau so lange in der Hand zu halten und rechtzeitig herauszuschmeißen, dass er noch in der Luft zerbarst.
Klappte fast immer. Ein lustiger Trümmerregen.
Epilog
Wenn ich das heute niederschreibe, juckt es mir förmlich in den Fingern, aber nur fast.
Prima, dass wir uns die nie weggesprengt haben!
Ein paar solcher Schwänke hätte ich noch, allmählich jedoch wird es zu doof.
Hundekacke hat ja wohl jeder schon einmal in die Luft gesprengt, muss ich hier wohl nicht näher drauf eingehen. Da galt es, WIRKLICH zu rennen, und zwar möglichst WEIT!